Rumänisches Märchen

Die drei goldenen Haare

Es war einmal ein alter Mann.
Mitten in der Nacht, in einer dunklen Nacht, ging er durch den Wald.
Sein Licht war fast abgebrannt, und nur mühsam fand er seinen Weg.
Da sieht er in der Ferne einen Schein, und Rauch steigt auf.
Er geht darauf zu, und als er die Waldhütte erreicht, ist sein Licht niedergebrannt.
Kaum, dass er die Tür aufgestossen hat, sinkt er erschöpft zu Boden.

Am Feuer sitzt eine alte Frau, die Uralte.
Als sie den Mann sieht, steht sie auf, geht auf ihn zu und trägt ihn zum Feuer.
Da wiegt sie den Alten in ihrem Schoss, und sie summt: «m-mm, m-mm, m-mm», sie wiegt ihn in den Schlaf. Die ganze Nacht wiegt sie ihn und singt dazu ein altes Lied.
Noch bevor der Morgen graut, ist der Alte zu einem jungen Mann geworden, zu einem Jüngling mit goldenem Haar.
Die Alte singt weiter: «m-mm, m-mm, m-mm», und der Jüngling schläft.
Als der Morgen dämmert, ist aus dem Jüngling ein Knabe geworden, und als die Nacht dem Morgen weicht, da zupft die Alte dem Kind drei goldene Haare aus und wirft sie auf den Boden: «ping – ping – ping».

Da wacht das Kind auf, die Alte lässt den Knaben von ihrem Schoss, er läuft zur Tür, öffnet sie, und als Morgensonne steigt er zum Himmel hinauf.

Märchen aus Balkan / Rumänien
Parabla 2019-03