Jahresprogramm
Sagen am Tatort: Die Walserkultur in Triesenberg
Im 13. Jahrhundert haben sich Walliser Einwanderer am Triesenberg angesiedelt. Da sie Sonderrechte und Freiheiten bekamen, hatten sie eine zwar abgeschiedene, aber eigenständige Existenz. Das bäuerliche und häusliche Leben ist eindrücklich dargestellt im Walsermuseum und im alten Walserhaus. Tradition und Brauchtum der Walser wird auch auf dem Walser Sagenweg und in historischen Gebäuden entdeckt.
Nach Kaffee und Gipfeli und gemütlichem Ankommen im Triesenberg begeben wir uns zum Nebengebäude, dem Walsermuseum. Hier gibt es viel zu entdecken. Das Museum dokumentiert die Kultur und Geschichte der im 13. Jahrhundert am Trie-senberg angesiedelten Walliser Einwanderer. Leander Schädler führt uns leiden-schaftlich durch das Haus mit Hintergrundwissen und alten Geschichten.
Damit wir für weitere Geschichten gerüstet sind kehren wir im naheliegenden Res-taurant Kainer, zu einem traditionellen Liechtensteiner Teller, ein.
Frisch gestärkt machen wir uns auf zum Sagenweg um von Leander Schädler live erzählte Sagen zu hören.
Sagen und Legenden, live erzählt, werden euch auf dem Weg durch eine faszinie-rende Kulturlandschaft mit herrlichen Ausblicken auf das Rheintal und die umlie-genden Berge, begleiten.
Den Abschluss und den schönen Ausblick vom Triesenberg geniessen wir bei Kaffee und Kuchen, im Cafe Guflina, bevor wir uns auf den Rückweg machen.
13.09.2025

Anmeldeschluss: 30. August 2025
Workshop: Zauberkunst? Erzählkunst!
Eine Geschichte zum Leben erwecken
In diesem Workshop widmen wir uns der Kunst, ein Märchen vom Staub im Buch zu befreien, so dass es seine Bestimmung erfüllen kann: Menschen ergreifen!
Dabei erlegen wir gleich zwei Fliegen auf einen Schlag: Du erlernst ein solides Handwerk und wendest dieses an einer mitgebrachten Geschichte an. Wir arbeiten und spielen in einer entspannten, wertschätzenden Atmosphäre – individuell, in Gruppen, mit Kopf, Herz und Hand.
Zuerst entdecken wir das Skelett der Geschichte hinter den Buchstaben: den Verlauf der Handlung mit Höhe -Tief- und Wandlungspunkten. Dann bauen wir neues Fleisch um dieses Skelett. Dabei bleiben wir dem Kern treu, setzen ihn aber in eigene Bilder um. Wir imaginieren die Orte der Handlung, die Figuren, verbinden sie mit eigenen Erinnerungen und Gefühlen und entwickeln so eine sinnliche Gesamtschau. Schliesslich tauchen wir noch tiefer ein durch die Frage: Wieso will ich diese Geschichte erzählen? Was sagt sie mir? Was berührt, begeistert, stört mich an ihr? Jeder dieser Schritte verändert den Zugang zur Geschichte und bildet die Basis einer persönlichen, packenden Erzählversion.
18.10.2025

Anmeldeschluss: 18. Juli 2025
Seminarreihe, Teil 1: Unsere Erde – unsere Ernährerin
Nutzpflanzen, Nahrungsmittel, Ackerbau und unser Umgang damit im Spiegel der Märchen
Volksmärchen sind – zugespitzt gesagt – «Armeleute-Kunst». Es kann uns also nicht wundern, dass Armut und deren Überwindung zu den typi-schen Märchenthemen gehört. Wer Hunger und Not kennt, weiss aber auch die Fülle zu schätzen, dankbar zu sein, die Quelle der Nahrung zu ehren und sich mit den Mächten der Natur verbunden zu fühlen. Wir, die wir unter der Überschrift «Unsere Erde - unsere Ernährerin» über Märchen reflektieren, gehören nicht zu den Menschen, die sich von Tag zu Tag darüber sorgen müssen, was auf ihren Tisch kommt. Dennoch ge-hen uns Märchen über Hunger, Not und deren Überwindung an, sie be-rühren uns, wir lieben sie oft sehr – was also ist die Brücke in unsere Le-benswirklichkeit? Welchen Gewinn ziehen wir aus dem Hören und Erzäh-len von «Armeleute-Märchen»?
Märchen philosophieren nicht, sie drohen nicht mit dem moralischen Zei-gefinger, sie verpacken tiefes Wissen über die Abgründe des Lebens, Not und Rettung in phantastische Geschichten und stehen dabei doch mit beiden Beinen fest auf der Erde. Wir wollen ihnen darin folgen und wer-den drei Märchen unterschiedlichen Typs betrachten und untersuchen. Vielleicht geben uns am Ende die alten Geschichten mehr Orientierung für die Gegenwart als wir vermuten.
Referentin & Erzählerin: Dr. Angelika Benedicta Hirsch, Religionswissen-schaftlerin. www.grenzgaenge.de. Berlin.
Vorstandsmitglied Europäische Märchengesellschaft EMG
Erzählerin: Silvia Mensing
www.rund-ums-erzaehlen.ch. Zürich
24.01.2026

Seminarreihe an vier Samstagen in Zürich Anmeldefrist: 10. November 2025
Seminarreihe, Teil 2: Unsere Erde – alles lebt
Vom Umgang mit den «Anderen» in den Mythen und Erzählungen indigener Völker
Gemäss traditionellem Wissen indigener Völker ist alles auf der Erde be-seelt und lebt: Menschen, Tiere, Pflanzen, aber auch Gewässer, Felsen, Steine, Himmelskörper, Wetterphänomene wie auch die Erde selbst. Diese animistische Weltsicht stellt den Menschen nicht über die anderen, sondern gleichwertig zur Seite.
Dieses Wissen wurde von der westlichen Wissenschaft lange für wertlos, für Aberglaube gehalten und nicht beachtet. Aber Mythen und Geschich-ten vermitteln einen Reichtum an Informationen, der aus der jahrhunder-telangen Koexistenz mit der Landschaft und deren Bewohnern und Be-gebenheiten gewachsen ist. Sie enthalten ökologisches, soziales und po-litisches Wissen und vermitteln, wie die Menschen sowohl als Einzelne wie auch als Gesellschaft mit ihrer Mitwelt umgehen sollen. Sie zeigen alter-native Betrachtungsweisen auf, die wertvoll sein können, um die Prob-leme, mit denen die Menschheit und die ganze Welt konfrontiert sind, zu lösen.
Wie können wir besser mit unserer Mitwelt umgehen? Wir diskutieren die mündlichen Überlieferungen des indigenen Amerika und vergleichen sie mit allfälligen europäischen Varianten. Wie können wir als Erzählende diese Traditionen einsetzen, um bei den Zuhörern eine tiefere Reflexion anzure-gen – eine Reflexion über den gegenwärtigen Umgang mit unserer Mitwelt und über die Möglichkeiten, wie wir in Zukunft mit ihr umgehen wollen?
Referentin: lic.phil.I Alice Spinnler. Ethnologin. Wisen
Erzählerin: Brigitta Troller www.kunst-schaffende.ch. Rifferswil
07.02.2026

Seminarreihe an vier Samstagen in Zürich Anmeldefrist: 10. November 2025
Seminarreihe, Teil 3: Unsere Erde – ausgebeutet und verschmutzt
Botschaften der Nachhaltigkeit und des Miteinanders von Mensch und Natur in Märchen und Sage
Märchen, Sagen und Mythen transportieren Botschaften der Verbunden-heit von Mensch und Umwelt. Figuren, die einen respektvollen Umgang mit der Natur vorleben, werden belohnt und weisen so auf die Bedeutung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur hin.
Eine weitere zentrale Aussage vermittelt, dass Reichtum nicht mit Glück gleichzusetzen ist, sondern dass übermässige Gier und massloses Wün-schen ins Gegenteil umschlagen, wie das in einer ärmlichen Hütte begin-nende und endende Märchen vom «Fischer und seiner Frau» exempla-risch zeigt. Auch Märchen wie «Der süsse Brei» oder «Hänsel und Gretel» bedienen das Motiv des vergeudeten Essens. Sagenstoffe wie «Vrenelis Gärtli» oder «die Blüemlisalp» verhandeln die Konsequenzen vermesse-nen menschlichen Handelns, die das natürliche Gleichgewicht stören und blühende Landschaften in Eis- und Schneewüsten verwandeln.
Diese traditionellen Erzählstoffe wollen zum Masshalten und Finden des Gleichgewichts anhalten. Märchen und Sagen vermitteln Werte wie Res-pekt und Demut und lehren die Notwendigkeit, der Erde und ihren Res-sourcen Sorge zu tragen. Eine Botschaft, die heute nötiger ist denn je. Neben Inputs zu mit Nachhaltigkeit verbundenen Märchen- und Sagen-motiven werden unterschiedliche Formen des Austauschs den Teilneh-menden eine aktive Auseinandersetzung mit dem Themenkreis Natur und Umweltverschmutzung ermöglichen.
Referentin: Dr. Meret Fehlmann, Kulturwissenschaftlerin und Erzählforscherin. Zürich
Erzählerin: Elisabeth Meier. Zürich
07.03.2026

Seminarreihe an vier Samstagen in Zürich Anmeldefrist: 10. November 2025
Seminarreihe, Teil 4: Unsere Erde – unsere Zukunft
Wie sich das Verhältnis von Mensch und Natur verändern wird am Beispiel der Märchen
Der deutsche Philosoph Ernst Bloch (1885-1977) schrieb vor mehr als 50 Jahren in seinem Buch «Das Prinzip Hoffnung», dass in Märchen auch Luftschlösser mit Wunschvorstellungen für eine bessere Welt gebaut wer-den. Diese würden uns Menschen anregen, «Vorwärts zu träumen» und eigene Visionen von einem gerechten Leben zu entwickeln. Darin schloss Ernst Bloch auch die Erde mit ein, in der Hoffnung, sie würde ewig exis-tieren. Diese Hoffnung bekommt aktuell weltweit Risse, durch menschen-gemachtes umweltschädliches Verhalten.
Das Seminar widmet sich der Frage, welche Zukunftsideen Märchen in Bezug auf einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde präsentieren. In diesem Kontext soll anhand zweier Volksmärchen und zweier moderner Märchen, u.a. von Lev Tolstoi «Wie viel Erde braucht der Mensch?» darüber diskutiert werden, ob angesichts der Gefährdung der natürlichen Ressourcen und der existentiellen Bedrohung der Erde durch klimaschädliches Verhalten neue Märchen geschrieben werden sollten, die pointiert auf diese Problematik aufmerksam machen. Darüber hinaus sollen im Seminar im Sinne Ernst Blochs in kleinen Gruppen Gedankenfä-den gesponnen werden: Welche Hoffnungen verbinden wir mit dem Pla-neten Erde? Wohin soll sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur weiterentwickeln und wie können uns Märchen dabei unterstützen?
Referentin: Prof. Dr. Barbara Brüning, Erzählforscherin und Philosophin. www.bruening-hamburg.de. Hamburg
Erzählerin: Irène Novak-Lüscher. www.sinnkultur.art. Baden
21.03.2026

Seminarreihe an vier Samstagen in Zürich Anmeldefrist: 10. November 2025