Schweizer Märchen

Der süsse Most

Im Rahmen des 2. Internationalen Märchenfestivals in Schaffhausen vom 23. bis 25. Oktober 2009, erzählten verschiedene ErzählerInnen das Märchen vom süssen Brei in verschiedenen Sprachen. Dabei wurde folgende originelle Fassung des Märchens «Der süsse Brei» von Paul Strahm erzählt:

Der süsse Most

frei nach den Brüdern Grimm, KHM 103

Es isch emol es arms, fromms Meitli gsi. Das het bi synere Muetter gläbt. Sy hänn nüt z ässe gha. Aber Hunger hänn sy gha. Do isch s Chind usen in Wald und isch in eren alte Frau begegnet. Die het vom Eländ vom Chind und synere Muetter scho gwüsst und het em es …
Jetz muess ich Ihne öppys verzelle: Es isch mir e Fehler passiert, e Missgriff. Es liggt allwäg am schwache rächte Ringfinger. S isch wohr, i lyeg Sy nit a. I ha also die Gschicht in Dialäkt übersetzt und in PC yne döggelet. Und won i die usdruckty Gschicht gläse ha, han i gseh, dass i bim Töpfli der «P» vergässe ha. Was het die alty Frau im Meitli also gschänkt? Es Töffli.
«Was söll i mit eme Töffli?», het s Meitli gseit, «i ha jo keis Gäld für dr Most!» –
«Macht nüt, muesch keine tanke», het d Frau gseit. «Wenn d Gluscht uf es Fährtli hesch, denn sag eifach: Töffein koch! Und scho fahrts und chocht e süesse Most.
Und wenn d gnueh hesch, denn seisch: Töfflein steh! Und scho hörts uf.»
S Meitli het sich ufs Töffli gschwunge und isch hei dermit. Äs het immer gnueg Most gha. Äs het chönnen umefahre, so vil s het wölle.
Emol isch s Meitli in Usgang und d Muetter het Gluscht uf es Fährtli bechoh und het gseit: «Töfflein koch!» Und dr Most isch im Tank gstige. Jetz het sy aber s Wort zum Abstelle nümm gwüsst. S Töffli het wyter gchocht und gchocht und gchocht.
Dr Most isch über dr Rand, het d Chuchy gfüllt und s Huus, denn s Nochberhuus, denn d Stross, wie wenns die ganzy Wält wött versuffe. Es isch zun ere grosse Not choh und niemer het sich z hälfe gwüsst.
Ändlig, wo nume no s letzte Huus im Trochene gstanden isch, chunnt s Meitli hei und seit nume «Töfflein steh!» Und s Töffli isch blybe stoh und het ufghört choche. Wär in d Stadt het wölle, het sich dur dr Most müesse suffe.

Parabla 2010-02