Erzählkunst

Zitate über das Erzählen aus diversen Büchern

«Erzähler werden ist (nicht) schwer ...
Es ist wie im Märchen - wer ernsthaft danach strebt, bekommt Hilfe!» (1, S. 61) 

«Erzählen lernt man beim Erzählen. Und im Kontakt mit anderen Erzählern! So sehr sich der Erzähler von heute als Solist versteht, seine Kunst bildet er bewusst und unbewusst im Austausch mit Seinesgleichen aus.» (2, S. 25)

«Anders als in allen performativen Künsten (Schauspiel, Gesang- und Musiktheater, Tanz, Musical) kann man sich die Kunst des Erzählens nicht über eine mehrjährige (akademische) Ausbildung aneignen. In oralen Kulturen wurde diese Kunst in Familienverbänden oder adaptiv von einem Meister auf den Schüler ,vererbt'. Heute gibt es u.a. in den USA, in Kanada und Norwegen im universitären Bereich umfängliche Angebote in storytelling. Damit ist Geschichtenerzählen im weitesten Sinne gemeint: von oral history (dem biografischen Erzählen) über oral poetry bis zum Handwerk des filmischen Erzählens. In Mitteleuropa werden von verschiedenen Institutionen Kurse zum Erzählen für Amateure angeboten. Anders als der Schauspieler oder Sänger kann man jedoch keine Schule besuchen, um ein berufsmäßiger Erzähler zu werden. Der Weg dorthin führt über learning by doing. Von hervorragender Bedeutung sind dabei Erzählerfestivals. Insbesondere dann, wenn sie international besetzt sind, können Erzähler hier ihre Kunst miteinander messen, Maßstäbe bilden, ihr Handwerk prüfen.» (2, S. 32)

«Der Schauspieler bekommt in der Regel seine Rolle zugewiesen, spielt sie hinlänglich oft, um sie dann ad acta zu legen und sich einer neuen Rolle zuzuwenden. Der Märchenerzähler wird nur selten eine Geschichte jemals ablegen, denn sie ist ja ein Teil seiner selbst geworden.» (2, S. 38)

«Im Unterschied zum Schauspieler wählt sich der Erzähler seine Geschichte selbst aus – wie im Alltag, in dem wir ja in der Regel nur das zum Besten geben, was uns selbst zutiefst berührt oder zum Lachen gebracht hat. Diese individuelle Freiheit ist bestimmend für gutes Erzählen: Man kann nur erzählen, was man liebt, nein: wovon man besessen ist. Erzählen ist eine Obsession.» (2, S. 43)

«Erzählen lebt von der Unverwechselbarkeit der Person mit ihren Ecken und Kanten, und diese zu glätten, einem verbindlichen Standard anzugleichen, das käme der Amputation eines Lebensnervs gleich. Erzählen lernen lebt von der Ermutigung, sich selbst und der Geschichte zu vertrauen, nicht von der Befolgung eines Regelwerkes. Im Erzähler die Eigenwilligkeit entdecken und diese stärken, Geburtshelfer und nicht Schleifmaschine zu sein – das ist mein Credo in der Erzählausbildung.» (2, S. 45)

«(...) In dieser Flut der Stimmen, mit der uns die Postmoderne überschwemmt, nimmt sich die Stimme des Märchenerzählers wie ein Relikt aus, das – vermutlich als Gegenbewegung – zunehmend wieder als Ort der traditionsgeleiteten Kommunikation geschätzt und aufgesucht, dabei mitunter romantisch verklärt und pastoral vereinnahmt wird.» (2, S. 32)

«Die Sehnsucht nach einem lebendigen Gegenüber bleibt in der Medienwelt vielfach ungestillt. (...) Der Mensch als Vermittler imaginärer Welten bleibt unersetzbar.» (2, S.42)

«Der Erzähler ist Vermittler zwischen Hoch- und Popularkultur, zwischen Kunst und Bildung bzw. Kunst und Sozialarbeit, manchmal auch zwischen Kunst und Therapie.» (3, S. 15)

«Now I believe it is the easiest thing in the world to tell a story – and the hardest to be a fine storyteller. Ruth Sawyer» (3, S. 19)

«Die Mehrheit der heutigen Erzähler kann bestätigen, dass die Begegnung mit Berufskollegen für die Entwicklung ihres eigenen, unverwechselbaren Erzählstils unverzichtbar ist.» (3, S. 20)

«Ben Haggarty nennt als seinen Lehrer, der den grössten Einfluss auf die Entwicklung seiner Erzählkunst hatte, den schottischen Traveller Duncan Williamson (1928-2007) - einen legendären Analphabeten mit einem Repertoire von mehr als 1000 Geschichten.» (3, S. 20)

«Wer ist Getrud Hempel»
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